Sorry, dass ich das OT-Thema nochmal aufgreife, aber ich bin maximal getriggert.
Zitat von alleswirdbesser: Nicht mal bewerben können sie sich ordentlich, etwas, was man in der Schule lernen sollte, dachte ich.
Bis zum Erbrechen üben wir das! Es scheitert aber schon daran, dass die jungen Menschen mit Word nicht mehr richtig umgehen können und die wenigstens heutzutage noch einen PC zu Hause haben UND ihn nutzen. Alle digitalen Endgeräte sind maximal anwenderfreundlich gestaltet. Und es fehlt das (früher) natürliche Interesse, sich selbst Wissen anzulesen oder einfach mal etwas auszuprobieren. Beim kleinsten Widerstand in absolut jedem Lebensbereich verbleiben sie in Schockstarre und fragen nach Hilfe bzw. wälzen das Problem ab, statt sich auch nur eine Sekunde damit auseinanderzusetzen. Sie probieren es gar nicht. Da wird gerade eine reine Konsumgeneration herangezogen. Und Anstrengungsverweiger:innen. Maximale Erwartungen und keine Bereitschaft, etwas zu tun. Oder Unfähigkeit, selbst aktiv zu werden?
Kleines Beispiel zur Verdeutlichung: Schüler:innen öffnen ein von mir bereitgestelltes Dokument, das sie in Word als Vorlage nutzen sollen. Es öffnet sich schreibgeschützt, sie müssen es speichern, bevor sie es nutzen können. Der Dialog von Word gibt das auch vor, es gibt keine andere Möglichkeiten außer es wieder zu schließen. Aber mehr als die Hälfte ruft dann nach Hilfe ohne es nur ein einziges Mal zu probieren oder die Zeilen überhaupt zu lesen.
Zitat von alleswirdbesser: Und wer bespricht seine Steuererklärung oder Versicherungsangelegenheiten mit den Kindern?
Zitat von alleswirdbesser: Bzw. welche Garantie gibt es, dass ich es als Elternteil richtig mache und mein Kind damit gut fährt, was es von mir lernt?
Zitat von tina1955: genau dies bemängeln oftmals Schüler/Abiturienten, dass sie auf das gesellschaftliche Leben, Ehe, Familie, Verträge , Kredite nicht ausreichend bis gar nicht vorbereitet werden.
Das war bei meiner Kollegin gerade wieder mal Thema in der Schule ihrer Tochter.
Und ich erinnere mich, daß haben wir schon bemängelt, als unser Kind aus der Schule kam.
Wenn eine Klasse mich bittet, mache ich das gerne mit ihnen. Ich unterrichte allerdings auch Wirtschaft und habe vor dem Studium in der Sozialversicherung gelernt. Versicherungen, Kredite und Steuererklärung krieg ich locker in den Unterricht integriert, ich wäre aber auch bereit, andere gewünschte und notwendige Themen vorzubereiten. Ich sehe nämlich auch, dass die Lernenden mit unterschiedlichen Voraussetzungen kommen, aus so unterschiedlichen Elternhäusern. Und wenn wir etwas gegen die soziale Ungerechtigkeit tun wollen, müssen wir solche Themen an die Schulen auslagern, damit alle dieselben Startbedingungen haben.
Dafür würde ich mir aber von einigen Eltern wünschen, dass sie ihren Kindern im Gegenzug wieder beibringen, dass es mehr als Konsum gibt und was Respekt ist, was Autoritäten sind.... Und bringt sie zum Lesen!
Zwei Beispiele von gestern: Ein Schüler kommt um 13 Uhr mit der Frage, ob er mit seinem Kumpel mitfahren dürfte. Wenn er jetzt noch die 7./8. Stunde bleiben muss, müsste er ja sonst im Regen nach Hause.
Eine Schülerin gibt mir eine Szenenanalyse (Hausaufgabe) ab, bei der ich schon in der Einleitung sehe, dass sie Figuren verwechselt hat und inhaltlich daneben liegt, und sagt: Seien Sie nicht so streng, ich hab das Buch nicht gelesen. Jetzt könnt ihr gerne eure eigene Meinung darüber haben, wie wichtig Szenenanalysen fürs Leben sind, mir geht es um die Selbstverständlichkeit, mit der sie mir ihre Arbeitsverweigerung mal eben mitteilt. Es ist ihr auch einfach egal.
Und das noch, und dann höre ich auch auf (sorry nochmal für OT!): Die jungen Menschen wissen selbst, wie anstrengend sie sind. Denn aufgrund des Lehrkräftemangels versuchen wir durchaus jetzt schon manchmal Werbung für diesen Berufsweg zu machen. Die lachen aber nur und sagen ehrlich, dass sie keinen Bock hätten, ihre Generation zu unterrichten.
Anmerkung: Das ist ein Trend, den man beobachten kann, soll aber keinesfalls bedeuten, dass alle Jugendlichen so sind! Das soll auch kein Eltern-Bashing sein. Ich weiß nicht, an welcher Stelle was genau schief läuft.