Unsere Beziehung dauerte ca. 1,5 Jahre. Ich dachte, ich wäre angekommen, ich fühlte mich wohl, konnte sein, wie ich bin. Das waren auch seine Worte. Für ihn war alles in Ordnung, er war glücklich. Ich war auch glücklich, wenn wir zusammen waren war alles wunderbar. Dennoch Wir lebten nicht zusammen, uns trennen ca. 30 km. Jeder hatte also nach wie vor sein Leben, wir haben uns 1x pro Woche einen Abend und wenn ich kinderfreies WE hatte, an den Tagen gesehen. Er hat viele Freunde und Interessen. Ich hatte immer das Gefühl, dass diese Dinge wichtiger waren. Er hatte es auch mal so gesagt: an erster Stelle steht seine Tochter (verstehe ich, ich habe auch einen Sohn, für den ich zurückstecke dass das nicht immer richtig ist, weiß ich), an zweiter Stelle steht er, danach kam ich mit meinem Sohn, am Ende seine Arbeit. Sein ICH und seine Interessen nehmen viel Zeit in Anspruch und sind ihm wie gesagt auch sehr wichtig. Wenn ich eine Beziehung/Partnerschaft eingehe, denke ich im Wir bzw. Uns. Ist das so falsch? Ich mache auch noch was für mich, aber das WIR, die Familie wären mir wichtiger.
Es gab so viele Kleinigkeiten, die dann zum großen Ganzen führten. Beispielsweise:
Es ist schön, wenn man am Valentinstag Blumen geschickt bekommt, aber er hätte ja auch vorbei kommen können. Das ging natürlich nicht, weil er mit einem Freund zum Handball schauen verabredet war.
Letztes Jahr musste ich ihn auch quasi zu einem gemeinsamen Urlaub "überreden". "In den Sommerferien nehme ich keinen Urlaub, meine Tochter hat Urlaub mit der Tante geplant." Er hat sich für eine Frau mit schulpflichtigem Kind entschieden, wann wird die wohl Urlaub machen? Richtig, in den Ferien. Dieses Jahr hatte er es aber von sich aus angesprochen und wir haben die Urlaubszeit abgesprochen.
Wenn es mir in der Woche mal schlecht ging, hätte ich mir gewünscht, dass wir auch mal darüber reden. Er hat es immer weggewischt/ignoriert und meine schlechten Gedanken auf andere Art und Weise vertrieben. Ich fühlte mich zwischenzeitlich nur als S. objekt oder noch Schlimmeres
Auch störten mich etwas die Bilder der Ex-Frau an der Wand. Seine Begründung: das sind Lebensereignisse, die zu seinem Leben dazu gehören. Alles gut und schön es ist ja schließlich auch seine Wohnung, verstehe ich, manche waren aber einfach nur Schnappschüsse. Auch hing ein Brief in einem Rahmen von einer Verwandten, die u.a. schrieb, dass die Ex-Frau nicht wüsste, was für einen tollen Menschen sie verloren hätte.
Dass eine andere Ex auf dem Autokennzeichen verewigt ist, nun ja auch da denke etwas anders drüber. Auf die Idee würde ich nicht kommen.
Die gemalten Bilder der Tochter (Papa, Frauenname, Herzchen) an der Wand - okay.
Für mich hieß es, dass er seine Vergangenheit nicht verarbeitet hat. Mein Therapeut hat mal gesagt, dass er zeigen möchte, dass er viele Frauen haben kann. Das habe ich ihm kurz vor der Trennung gesagt er hat sich darüber sehr aufgeregt.
Jeder hatte ein Leben vorher, für mich gehört sowas in ein Fotoalbum oder in eine Schachtel, wo Erinnerungen aufbewahrt werden können. Man muss es nicht so präsentieren. In meiner Wohnung findet man so etwas nicht öffentlich zur Schau gestellt. Ich empfinde es als respektlos dem neuen Partner gegenüber.
Gefühlt musste ich mit den präsenten Ex-Frauen leben. Vielleicht denken manche Männer darüber anders, aber mein Selbstwertgefühl sank und es kam Eifersucht durch. Das wollte ich ihm nicht länger zumuten und bin gegangen. Das war auch nicht der Grund, sondern der Auslöser. Es kamen die ganzen Kleinigkeiten wieder hoch. Ich schäme mich auch für mein Verhalten. Dass ich daran arbeiten muss, weiß ich.
Er wollte sich dem eigentlich stellen und mir helfen, hat dann aber beschlossen, dass er es nicht mehr möchte. Er hat dann alles gelöscht (bei Telegram kann man ja auch bei der anderen Person alles löschen), mich überall geblockt und den Kontakt komplett abgebrochen.
An mancher Stelle habe ich überreagiert, das weiß ich, aber sind meine Ansichten so schräg? Ich habe ihm gegenüber ein schlechtes Gewissen, dass ich ihn verlassen habe, aber was ist mit mir und meinen Gefühlen War es richtig, zu gehen?
Auch wenn ich in klaren Momenten weiß, dass es für mich und mein Kind die richtige Entscheidung war, ich leide sehr unter der Trennung. Ein zurück gibt es da nicht mehr.
31.03.2021 21:28 •
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